Rothenburg ob der Tauber ist eine der besterhaltenen mittelalterlichen Städte Deutschlands und ein lebendiges Museum vergangener Zeiten. Die vollständig erhaltene Stadtmauer, die malerischen Fachwerkhäuser und die romantischen Kopfsteinpflastergassen versetzen Besucher direkt ins Mittelalter zurück.
Geschichte einer freien Reichsstadt
Mittelalterliche Blütezeit
Rothenburg wurde im 12. Jahrhundert gegründet und entwickelte sich schnell zu einer bedeutenden Handelsstadt. Als freie Reichsstadt erlebte sie im 13. und 14. Jahrhundert ihre Blütezeit. Der Handel mit Wolle und handwerklichen Erzeugnissen brachte der Stadt großen Wohlstand, der sich in den prächtigen Bürgerhäusern und der imposanten Stadtbefestigung widerspiegelt.
Der Dreißigjährige Krieg
Der Dreißigjährige Krieg beendete Rothenburgs goldene Zeit abrupt. Die Stadt verlor ihre Bedeutung und verarmte. Paradoxerweise ist dieser Niedergang der Grund für die außergewöhnliche Erhaltung der mittelalterlichen Bausubstanz - es fehlte das Geld für moderne Umbauten.
Die perfekt erhaltene Altstadt
Stadtmauer - Vollständig begehbar
Rothenburg besitzt eine der wenigen vollständig erhaltenen Stadtmauern Deutschlands. Auf einer Länge von 4 Kilometern können Besucher die gesamte Altstadt umrunden. Der Rundgang auf dem Wehrgang bietet spektakuläre Ausblicke über die roten Dächer der Stadt und das Taubertal. 42 Türme und Tore säumen die Mauer und erzählen die Geschichte der Stadtverteidigung.
Marktplatz - Herz der Stadt
Der Marktplatz ist das pulsierende Zentrum Rothenburgs. Das gotische Rathaus mit seinem Renaissance-Anbau dominiert den Platz. Täglich um 11, 12, 13, 14, 15 und 22 Uhr öffnen sich die Fenster am Rathaus und die Figuren des Meistertrunks erscheinen - eine touristische Attraktion, die an eine der berühmtesten Legenden der Stadt erinnert.
Plönlein - Das Fotomotiv
Das Plönlein ist vermutlich Rothenburgs meistfotografierte Ecke. Hier treffen die Gassen in einem malerischen Ensemble zusammen: Das gelbe Fachwerkhaus, die beiden Türme (Siebersturm und Kobolzeller Turm) und die kopfsteingepflasterten Straßen bilden ein perfektes mittelalterliches Szenario.
Architektonische Highlights
St. Jakobs-Kirche
Die Stadtkirche St. Jakob beherbergt einen der bedeutendsten Kunstschätze Deutschlands: den Heilig-Blut-Altar von Tilman Riemenschneider. Der spätgotische Schnitzaltar aus dem frühen 16. Jahrhundert gilt als Meisterwerk der deutschen Bildhauerkunst. Die Kirche selbst ist ein hervorragendes Beispiel gotischer Architektur.
Spital - Mittelalterliches Krankenhaus
Das ehemalige Spital am südlichen Stadtrand ist ein einzigartiges Beispiel mittelalterlicher Sozialarchitektur. Der Komplex mit Kirche, Krankenhaus und Pfründnerhäusern zeigt, wie sich die Stadt um ihre Bedürftigen kümmerte. Heute beherbergt es ein Museum und eine Vinothek.
Burggarten - Grüne Oase
Auf dem Gelände der ehemaligen Kaiserburg liegt heute der Burggarten. Von hier haben Sie den schönsten Blick ins Taubertal und zur berühmten Doppelbrücke. Die Gartenanlage ist besonders im Frühling und Herbst ein romantischer Ort für einen Spaziergang.
Lebendiges Mittelalter
Mittelaltermuseum und Kriminalmuseum
Das Mittelaltermuseum vermittelt anschaulich das Leben im mittelalterlichen Rothenburg. Besonders faszinierend ist das Kriminalmuseum mit seiner einzigartigen Sammlung von Folterinstrumenten und Rechtsdokumenten. Es zeigt die dunkle Seite der "guten alten Zeit" und ist nichts für schwache Nerven.
Handwerksbetriebe
In Rothenburg sind noch heute traditionelle Handwerksbetriebe aktiv. Besuchen Sie eine der Töpfereien, Goldschmieden oder Schnitzereien. Viele Betriebe bieten Vorführungen und verkaufen ihre Waren direkt ab Werkstatt.
Kulinarische Traditionen
Schneeballen - Das süße Wahrzeichen
Die Schneeballen sind Rothenburgs berühmteste kulinarische Spezialität. Diese kugelförmigen Gebäckstücke aus Mürbeteig werden in heißem Fett ausgebacken und mit Puderzucker bestäubt. Heute gibt es sie in vielen Variationen - von klassisch bis schokoladenüberzogen.
Frankenwein und regionale Küche
Rothenburg liegt im Herzen Frankens, einer der besten Weinregionen Deutschlands. Die örtlichen Gasthäuser servieren hervorragenden Silvaner und Müller-Thurgau. Dazu passen fränkische Spezialitäten wie Sauerbraten, Schäufele oder die berühmten Nürnberger Bratwürste.
Feste und Veranstaltungen
Reiterlesmarkt - Weihnachtszauber
Der Rothenburger Weihnachtsmarkt, auch "Reiterlesmarkt" genannt, ist einer der schönsten in Deutschland. Die Kombination aus mittelalterlicher Kulisse und Weihnachtsstimmung ist magisch. Handwerkskunst, Glühwein und geröstete Mandeln schaffen eine unvergleichliche Atmosphäre.
Der Meistertrunk
Jedes Jahr zu Pfingsten wird die Legende des Meistertrunks nachgespielt. Das historische Festspiel erinnert an die Rettung der Stadt im Dreißigjährigen Krieg, als Bürgermeister Nusch angeblich 3,25 Liter Wein in einem Zug austrank, um die Stadt vor der Zerstörung zu bewahren.
Lange Nacht der Museen
Einmal im Jahr öffnen alle Museen und historischen Gebäude ihre Türen für eine gemeinsame Veranstaltung. Bei Kerzenschein und in historischen Kostümen erwacht die mittelalterliche Stadt besonders authentisch zum Leben.
Umgebung erkunden
Taubertal - Idyllische Flusslandschaft
Das Taubertal unterhalb der Stadt ist ein Paradies für Wanderer und Radfahrer. Der Taubertalradweg führt durch eine idyllische Landschaft mit Weinbergen, Wäldern und traditionellen Dörfern. Besonders schön ist der Abschnitt zur Doppelbrücke, einem Wahrzeichen des Taubertals.
Romantische Straße
Rothenburg ist ein Höhepunkt der Romantischen Straße, der berühmtesten Ferienstraße Deutschlands. Von hier lohnen sich Ausflüge zu anderen Stationen wie Dinkelsbühl, Nördlingen oder Augsburg. Jede Stadt hat ihren eigenen mittelalterlichen Charme.
Praktische Besuchertipps
Beste Besuchszeit
Rothenburg ist ganzjährig schön, aber besonders reizvoll zu verschiedenen Jahreszeiten:
- Frühling: Blütezeit und angenehme Temperaturen
- Sommer: Lange Tage, Straßencafés und Festivals
- Herbst: Weinlese und goldene Stimmung
- Winter: Weihnachtsmarkt und romantische Schneelandschaft
Anreise und Parken
Rothenburg liegt an der Romantischen Straße und ist mit dem Auto gut erreichbar. Parkplätze befinden sich außerhalb der Altstadt, die autofrei ist. Die Anreise mit der Bahn ist über Steinach mit der Taubertalbahn möglich.
Übernachtung
Von historischen Hotels in mittelalterlichen Gebäuden bis zu modernen Pensionen - Rothenburg bietet Unterkünfte für jeden Geschmack. Besonders stimmungsvoll sind die Hotels direkt in der Altstadt, wo Sie das mittelalterliche Flair rund um die Uhr erleben können.
Fotografie-Tipps
Die besten Fotospots
- Plönlein: Das klassische Rothenburg-Motiv
- Stadtmauer: Panoramablicke über die Altstadt
- Burggarten: Blick ins Taubertal
- Marktplatz: Gotisches Rathaus und Bürgerhäuser
Lichtstimmungen
Rothenburg ist besonders in den frühen Morgenstunden und zur blauen Stunde fotogen. Die Beleuchtung der historischen Gebäude sorgt abends für romantische Stimmung. Im Winter schaffen Schneeflocken eine märchenhafte Atmosphäre.
Nachhaltiger Tourismus
Erhaltung der Bausubstanz
Rothenburg investiert kontinuierlich in die Erhaltung seiner historischen Bausubstanz. Besucher können durch achtsames Verhalten dazu beitragen: Respektieren Sie Absperrungen, vermeiden Sie Lärm in den engen Gassen und unterstützen Sie lokale Geschäfte.
Besucherlenkung
Um Overtourism zu vermeiden, lohnt es sich, Rothenburg außerhalb der Hauptsaison oder unter der Woche zu besuchen. Frühe Morgenstunden oder späte Nachmittage bieten authentischere Erlebnisse ohne große Touristengruppen.
Fazit
Rothenburg ob der Tauber ist ein einzigartiges Juwel, das die mittelalterliche Vergangenheit Deutschlands zum Leben erweckt. Die perfekt erhaltene Altstadt, die reiche Geschichte und die lebendigen Traditionen machen jeden Besuch zu einer Zeitreise. Hier können Sie das Mittelalter nicht nur sehen, sondern wirklich erleben.
Lassen Sie sich verzaubern von einer Stadt, die wie aus einem Märchenbuch zu stammen scheint, aber echte Geschichte atmet. Rothenburg ist mehr als nur ein Museum - es ist ein lebendiges Denkmal deutscher Kultur und Geschichte!